Die einen fordern ein AfD-Verbot, die anderen wollen die Regierung hinter Gittern sehen: Extremisten und Verschwörungstheoretiker werden immer lauter. Wer querdenkt, ist ein Nazi, wer sich gegen Nationalismus und Verschwörungsdenken ausspricht, ist gehirngewaschen. Immer geht es darum, Menschen zu stigmatisieren, auszuschließen oder gar loszuwerden.
Es ist an der Zeit, Nein zu sagen und zu Widerstand und Zivilcourage aufzurufen.
Unsere gesamte Gesellschaft befindet sich schon seit längerem in einem tiefgreifenden Wandel. In den vergangenen Jahrzehnten haben wir in Deutschland alle zusammen eine enorme Integrationsleistung erbracht. Menschen aus vielen Ländern sind aus den unterschiedlichsten Gründen zu uns gekommen und haben hier in der Regel eine gute Aufnahme und neue Heimat gefunden. Während der Corona-Zeit zerfiel die Gesellschaft dann in zwei Lager. In der Ukraine herrscht Krieg, und die Regierung in Berlin beansprucht plötzlich moralische Autorität.
Angst vor Fremdbestimmung
Angesichts all dessen ist es kein Wunder, dass sich in letzter Zeit immer mehr Bürgerinnen und Bürger quer durch alle sozialen Schichten, ungeachtet aller Parteizugehörigkeiten und sonstigen weltanschaulichen Festlegungen nach ihrer eigenen Identität und ihrem Platz in der Gesellschaft und in der Welt fragen: Unsicherheiten werden deutlich; manche äußern Angst vor Überfremdung und Fremdbestimmung.
Menschliches Zusammenleben und ein demokratisches Gemeinwesen können nur gedeihen, wenn über Meinungsverschiedenheiten auch hart gerungen werden kann.
Sprachliche oder gar körperliche Gewalt und alles, was die Würde eines Menschen, gleich welcher sozialen Stellung, Hautfarbe, Religion oder Weltanschauung in Frage stellt oder herabsetzt, dürfen dabei allerdings keinen Platz haben.
Widerstand gegen Extremismus ist kein linkes Projekt
Weder ersetzt man so Argumente, noch trägt man so zur Lösung irgendwelcher Probleme bei; im Gegenteil: man schafft so nur neue.
In einer Gesellschaft, die Gewalt, Diskriminierung und das Recht des Stärkeren duldet, will bald niemand mehr leben. Daher muss es in unser aller Interesse liegen, dass jeder von uns an seinem Platz und mit seinen Möglichkeiten extremistischen Tendenzen gleich welcher Art entgegenwirkt.
In einem Land wie dem unseren, mit unserer Geschichte, unseren jüdisch-christlichen und auch humanistischen Wurzeln, ist Widerstand gegen Extremismus kein linkes Projekt, sondern eine Sache aller Bürgerinnen und Bürger.