Die Bubble der Siegener Verschwörungstheoretiker hatte es letzte Woche heftig auf mich abgesehen: Anschuldigungen, die Intellektuell und sprachlich sehr zu wünschen übrig ließen, mischten sich mit viel Wichtigtuerei und Eigenlob. Daher hier ein paar Zeilen wider die Verschwörungstheoretiker.
Einerseits könnte ich mich geehrt fühlen, denn die Bubble der Verschwörungsgläubigen, die im Telegram-Kanal « Siegen steht auf » so mächtig Dampf ablassen, nimmt heftig Anstoß an meiner Person und meinem Wort. Andererseits müsste ich pikiert sein, denn sie tut so, als ob ich jemals dazugehört hätte. Das stimmt aber nicht. Darauf lege ich Wert, zumal deren Gebaren inzwischen sehr primitiv ist. Mich halten sie mit meiner nüchternen Art längst für einen Psychopathen. Aber was im Leben zählt, ist die Orientierung nicht zu verlieren.
Immer wieder trifft man auf Menschen, denen es an Selbstbewusstsein mangelt, mit Niederlagen umzugehen. Man kann nicht immer recht behalten. Sich dann abzukapseln und zu radikalisieren ist der falsche Weg.
Es war richtig, gegen die aggressiven Corona-Beschränkungen auf die Straße zu gehen, und es war richtig, damit aufzuhören als es vorbei war. Als ich mich an den Siegener Protestaktionen beteiligte, gab es keine « Führer », und als sich dann welche dazu aufschwangen, war es zu Ende. Die Behauptung, ich und viele hundert andere Kritiker der Corona-Beschränkungen seien jemals Teil der Verschwörungstheoretiker-Bubble gewesen, ist reines Wunschdenken, denn der Vergleich der Zahlen von damals und heute zeigt: Das kleine Häuflein Verschwörungstheoretiker lief zwischen uns, der vernünftigen Mehrheit mit.
Verschwörungstheorien sind wie Fäulnis. Sie zerstören Vertrauen und zerfressen den sozialen Zusammenhalt. Deshalb manöverieren sich Verschwörungstheoretiker vor allem selbst in die Isolation: seelisch, moralisch und politisch. Längst haben sich sektenähnliche Strukturen herausgebildet. Deshalb sind Distanz und Widerspruch wichtig, gerade in der heutigen Zeit.
Die Zwietracht, die sie säen, richtet sich neuerdings auch auf Israel: Die dortige Regierung soll aktiv an dem Massaker vom 7. Oktober mitgewirkt haben, um den Vorwand für einen Völkermord an den Palästinensern zu konstruieren. Das Beispiel zeigt: In der Bubble der Verschwörungsgläubigen ist man längst so geworden wie jene, auf die man mit Fingern zeigt.
Dabei will ich es bewenden lassen. Kein Blick zurück im Zorn, einfach das Fazit: Verschwörungstheoretiker sind nie das Gros der Maßnahmenkritiker und Gegner des Impfdrucks gewesen. Im Gegenteil! Sie haben versucht, die Mehrheit mit ihren krausen Theorien zu infiltrieren. Ohne die Mehrheit sind sie bedeutungslos und radikalisieren sich immer weiter.
Jeder, dem es nicht gelingt, aus dieser Bubble auszusteigen, wird Schaden nehmen.
Nachtrag
Zwischenzeitlich (am 20. Dezember 2023) ist in der Siegener Zeitung ein Interview mit Bernd Scholz, dem scheidenden Polizeichef des Kreises Siegen-Wittgenstein erschienen. Scholz nimmt darin auch Stellung zur polizeilichen Arbeit von vor zwei Jahren. Die Teilnehmer an den Montagsdemos seien damals überwiegend normale Menschen gewesen: « keine Schwurber oder Aluhutträger. » Genau das habe ich oben auch so beschrieben. Heute nimmt kaum noch jemand von damals an den völlig anders gearteten und auf wenige Teilnehmer geschrumpften Demos teil.