Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, heißt es im Matthäusevangelium. Aber wer ist denn eigentlich mein Feind? Muss ich auch Kriegsgegnern und Terrorbanden noch was Gutes tun? Deinen Feind hassen? Kommt das nicht sehr auf die äußeren Umstände an? Nein, aber die Antwort auf diese Frage macht deutlich wie sehr Text und Theologie heute auseinandergehen.
Fremdeln mit dem ewigen Moralisieren
Als ich damals mit dem Studium anfing, neben Englisch auch dem Studium der Theologie, bewarb ich mich bei der Amtskirche um ein Stipendium. Ich will hier nicht weit ausholen und vom Fremdeln mit dem Calvinismus und ewigen Moralisieren schreiben.
Rrrums! Amtskirchliches Selbstverständnis in einem Fragesatz erklärt
Anfang der 90er war ich theologisch nur wenig beleckt: Kirchgänger, aber dogmatisch kaum geprägt. Der Entschluss, Theologie zu studieren kam spontan. Ich ließ mir also die geforderten Gutachten schreiben und zog damit vor die Kommission. Dort angekommen, fragte man mich nach dem Warum, und ich antwortete sehr allgemein: Tradition weitergeben und so. Die Gesichter verfinsterten sich und schließlich unterbrach mich der Vorsitzende wild gestikulierend: “Wissen Sie eigentlich gar nicht, dass man nur mit Jesus Christus keine Kirche mehr führen kann? Natürlich bin ich ausgetreten.
Der Typ für eine Freikirche bin ich nie gewesen
Der Typ für eine evangelische Freikirche bin ich nie gewesen, und ich bin ja auch in keiner gelandet. Trotzdem tut man im Abwehrmodus manchmal einen Schritt zurück. Wer Evangelische Theologie studiert hat, weiß: man wird mit allerlei Verwirrendem konfrontiert. Aber mir hat es nicht geschadet – ganz im Gegenteil!
Die deutsche Theologie ist absurd
Ich habe die akademische Beschäftigung mit dem Glauben nicht verworfen. Meine Beziehung zur Church of England und die Beschäftigung mit der angelsächsischen Theologie haben mir die Freude daran erhalten. Doch die deutsche Theologie ist absurd, auch unter akademischen Gesichtspunkten. Wenn Heinrich Bedford-Strohm erklärt, dass der Tod eines Dschihadisten ein Grund zur Trauer sei, kann man sich nur vor den Kopf packen. In Syrien ziehen Christinnen in den Kampf gegen den IS, während Bedford-Strohm tadelt: “Wir müssen auch die IS-Kämpfer lieben.”
Zank und Streit nicht eskalieren lassen
Die christlichen Kämpferinnen leben nach der Bibel, der Amtskirchenchef missbraucht sie. Aber heißt es in der Bergpredigt nicht: “Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen”? Ja, aber Jesus hält die Bergpredigt weder vor der UN-Vollversammlung noch vor blutrünstigen Terroristen. Er spricht zu normalen Menschen und nimmt Bezug auf das Verhältnis zu Kollegen, Nachbarn, Rivalen und Neidern: “Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.” Das ist der Kontext, und nur in diesem Zusammenhang lässt sich seine Aufforderung zur Feindesliebe verstehen: “Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen…” Ich soll Zank und Streit nicht eskalieren lassen, sondern meinen Nächsten, ob ich nun mit ihm kann oder nicht, entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum besten kehren.
Es geht um den Alltag
In der Bergpredigt geht es nicht um den Kriegsfall, nicht um den IS und um mordende und vergewaltigende Terrorbanden – die sind nicht meine Nächsten. Es geht um den Alltag, um Leute direkt unter der eigenen Nase. Die Christinnen, die den IS bekämpfen, wissen das und üben Nächstenliebe, weil sie ihre Nächsten vor dem heranrückenden IS beschützen. Heinrich Bedford-Strohm dagegen labert dummes Zeug, weil er zu allem mal was sagen will.
Deinen Feind hassen? Nein! Aber Kriegsgegner und Terroristen sollte man nicht romantisch verklären.
Was ich seit 20 Jahren mit der Amtskirchenvertretern erlebt habe, spottet jeder Beschreibung. Ich kenne viele, die daran irre geworden sind. Die Amtskirche ist eine deutschzentrierte Weltbelehrungsanstalt, mit einer Meinung zu allem und Ahnung von nichts. Man sollte austreten und diese Schwätzer sich selbst überlassen.